Füllmaterialien im Schlafsack: Daune, Kunstfaser oder Wolle?

Ein Schlafsack ist in vielen Bereichen und Situationen des Outdoorbereichs ein treuer Begleiter. Es kommt darauf an, für welches Einsatzgebiet und Zweck Du den Schlafsack brauchst. Eine lange Wanderung oder Trekkingtour. Ein gemütliches Wochenende auf einem Campingplatz oder eine Expedition zu den extremsten Orten der Welt.

Die Wahl des Schlafsacks ist dabei genauso individuell und vielfältig, wie sein Verwendungszweck, Einsatzbereich oder die Einsatzbedingungen. Ob ein Schlafsack Deinen Ansprüchen und individuellen Vorlieben entspricht, kannst Du z. B. über eine längere Anwendungsdauer herausfinden.

Im ersten Teil des großen Ratgebers für Schlafsäcke bekommst Du schon einen Einblick in die Materialien von Schlafsäcken und ihre Funktionsweise sowie zum Begriff Bauschkaft. Im dritten Teil wird der Aufbau und die Konstruktionen der Kammern im Schlafsack näher unter die Lupe genommen. In diesen Kammern ist die Füllung zur Wärmeisolierung verteilt.

In diesem Teil widmen wir uns den unterschiedlichen Füllungen und Füllmaterialien eines Schlafsacks und deren Vorteile und Nachteile. Welche Füllung zu Dir passt und worauf Du beim Kauf des Schlafsacks achten solltest.

Daunen als Füllmaterial im Schlafsack

Ein Daunenschlafsack besteht überwiegend aus Daunen und Federn von Gänsen oder Enten. Die Qualität und die Wärmeleistung wird durch die Bauschkraft definiert. Je mehr sich die Daune aufbauscht, desto hochwertiger ist die sie. Daunen haben natürlicherweise eine sehr gute Wärmeisolierung, jedoch spielt das Mischverhältnis für den Grad der Wärmeisolierung eine entscheidende Rolle.

Bei Daunenschlafsäcken besteht die Füllung aus einem Mischverhältnis von Daunen zu Federn. Es werden Gänse- oder Entendaunen genutzt, wobei die Isolierstärke und Größe der Daunen und Federn vom Tier selbst und seinem Lebensraum abhängt. Bei Daunenschlafsäcken gibt es das Daunen-Feder-Verhältnis von 70/30, 80/20, 90/10 oder bei absolut hochwertigen Daunenschlafsäcken ein Verhältnis von 95/5. Bei einer Mischung von 90/10 (90 % Daune und 10 % Federn) ist der Schlafsack zwar am leichtesten und wärmsten, jedoch stark anfällig für Feuchtigkeit. Bei einem Mischverhältnis von 70/30 ist der Schlafsack unempfindlicher gegenüber Nässe, jedoch ist die Wärmewirkung stark herab gesetzt und das Gewicht umso höher.

Eine Daunenfüllung ist sehr anfällig für Nässe und Feuchtigkeit und daher eher in trockenen Regionen nutzbar. Durch die Feuchtigkeit bei Regen oder zu viel Schweiß verklumpen die feinen Verästelungen der Daune und können dadurch nicht mehr isolieren.

Die Handhabung eines Daunenschlafsacks ist nicht einfach, vor allem unterwegs, wenn es feuchter wird. Die nassen Daunen trocknen langsam, da sie von Natur aus keine Imprägnierung haben.

Heutzutage werden sie separat mit Imprägniermitteln bearbeitet und als „Hydrophobe Daune“ angeboten. Das Imprägniermittel nutzt sich mit der Zeit ab. Auch eine imprägnierte Daune sollte nicht komplett nass werden. Bei richtiger Handhabung sind Daunen sehr langlebig.

Der große Vorteil eines Daunenschlafsacks ist das Gewicht. Im Gegensatz zum Kunstfaserschlafsack kannst Du bei gleicher Wärmeleistung bis zu 30 % an Gewicht einsparen und er lässt sich zu einem kleinen Packmaß komprimieren.

Kunstfasern als Füllmaterial im Schlafsack

Ein Kunstfaserschlafsack enthält synthetische Fasern als Füllmaterial, welche Dich beim Schlafen umhüllen. Der große Vorteil des Kunstfaserschlafsacks ist, dass er noch im feuchten oder nassen Zustand wärmt. Da die Fasern nicht verklumpen wie bei Daunen, wird das wärmende Luftpolster aufrechterhalten.

Die Kunstfasern werden aus Polyesterfasern hergestellt und mit Silikon beschichtet. Diese Beschichtung verhindert, dass die Füllung glatt bleibt, sprich die Fasern sich nicht ineinander verhaken. Je glatter die Oberfläche, desto höher ist auch die Qualität der Fasern. Sie bauschen sich besser auf und haben somit eine bessere Wärmedämmung. Die Bauschfähigkeit der Kunstfasern und auch deren Langlebigkeit ist anhängig von der Oberflächenbehandlung der Fasern.

Eine Kunstfaserfüllung besteht aus vielen einzelnen Fasern, z. B. Vollfasern oder Hohlfasern. Diese setzen sich aus mehreren Filamenten zusammen. Unterschieden werden die Fasern in Stapelfasern und Endlosfasern. Die Stapelfasern sind besser komprimierbar, da sie bauschiger und weicher sind. Die Endlosfasern sind reißfester und robuster. Beide Faserarten werden für die weitere Produktion einzeln genutzt oder zu Vliesen verarbeitet.

In verschiedenen Herstellungsprozessen werden unterschiedliche Kunstfasern mit ebenfalls unterschiedlichen Eigenschaften und Qualitäten hergestellt. Somit kann beispielsweise der Härtegrad der Faser (Kuschelfaktor) und die Atmungsaktivität geregelt werden. Die Beständigkeit gegenüber Wasser und anderen Witterungsbedingungen wird nach Bedarf angepasst. Kunstfasern sind beständig gegenüber Fäulnis trocknen schnell. Jedoch sind sie nicht hitzebeständig, daher ist besonders in Gegenwart von Lagerfeuern und anderen offenen Feuerquellen Vorsicht geboten, da die Kunstfasern dann gerne schmelzen.

Der große Vorteil von Kunstfaserschlafsäcken ist die Robustheit und Beständigkeit gegenüber Feuchte und mechanischen Einwirkungen. Jedoch sind Kunstfaserschlafsäcke in der Regel etwas schwerer als Daunenschlafsäcke und haben ein höheres Packmaß.

Schafwolle als Füllmaterial im Schlafsack

Ein noch nicht oft verwendetes Füllmaterial in Schlafsäcken ist die Wolle, genauer Schafwolle. Als Naturprodukt hat sie Vorteile gegenüber Kunstfasern und zu einem anderen Naturprodukt: der Daune.

Die Schafwollfaser ist äußerst fein aufgebaut. Viele kleine Röhren, Schuppen und Verästelungen führen dazu, dass die Faser sehr viel Luft speichern kann. Die Wärmewirkung durch bessere Isolation wird erhöht und Kälte ferngehalten. Auch gegen zu viel Wärme wirkt die Wollfaser, sie isoliert hierbei ebenfalls und kühlt.

Diese Verästelungen tragen dazu bei, die Feuchtigkeit im Schlafsack zu regulieren. Die Wollfaser nimmt die Verdunstungsfeuchtigkeit Deines Körpers auf und transportiert sie dosiert nach außen ab. So entsteht keine Verdunstungskälte und sie wärmt noch im feuchten Zustand.

Mischungen aus Schafwolle mit Kunstfaser oder Schafwolle mit Daune wurden ebenfalls entwickelt. So werden die Vorteile von Schlafsäcken mit Schafwollefüllung für bestimmte Bedingungen noch optimaler gestaltet. Der große Vorteil einer Füllung mit Schafschurwolle ist das angenehme und natürliche Schlafklima. Ebenso die Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und Nässe. Diese Schlafsäcke sind jedoch schwerer als Daunenschlafsäcke.

Schlafsackfüllungen aus verantwortungsvollen Quellen und Produktionen

Daunen und Schafwolle sind Naturprodukte und stammen ursprünglich von lebenden Tieren. Daher ist es wichtig, dass jeder beim Kauf eines Schlafsacks, die eine Füllung aus Daunen oder Schafwolle besitzen, sich dessen bewusst ist, woher sie kommen. Wird der Tierschutz eingehalten und gibt es transparente Lieferketten des Herstellers?

Auch bei Kunstfaserschlafsäcken ist darauf zu achten, ob der Herstellungsprozess der Synthetikfasern sichtbar gemacht wird. Vor allem steht hier der Umweltschutz an ersten Stelle. Wurden Beschränkungen von Chemikalien aufgesetzt/eingehalten und wird der Schlafsack unter fairen Bedingungen hergestellt?

Im Artikel „Outdoor-Ausrüstung: Produkte aus verantwortungsvollen Quellen“ erfährst Du mehr über Daunen und Schafwolle aus verantwortungsvollen Quellen und was Du beim Kauf Deines Schlafsacks mit diesen Füllungen beachten solltest. Außerdem kannst Du in diesem Artikel mehr über Kunstfasern als Schlafsackfüllung aus verantwortungsvollen Herstellungsverfahren lesen.