Outdoor-Ausrüstung: Produkte aus verantwortungsvollen Quellen

Outdoor-Ausrüstung und Outdoor-Produkte sollen vor allem robust, atmungsaktiv und leicht sein und am besten jedem Wetter trotzdem. Ob aus Naturprodukten, wie Daunen oder Wolle oder aus synthetisch hergestellten Kunstfasern.

Beim Kauf sollte jedoch jeder Outdoor-Begeisterte genau hinschauen, denn die vielversprechenden Produkte wurden nicht immer unter fairen und sozialen Bedingungen hergestellt. Auch beim Tierschutz und Umweltschutz gibt es teilweise gravierende Unterschiede. Auf welche Aspekte bei der Herstellung von Outdoor-Produkten Du achten solltest und welche Faktoren Du kritisch hinterfragen solltest, hängt vom jeweiligen Produkt ab.

Ist es ein Naturprodukt oder besteht es aus Kunstfasern? Wie finde ich heraus, ob mein Produkt von verantwortungsvollen Quellen stammt? Gibt es bestimmte Siegel, auf die ich achten kann?
In diesem Artikel erfährst Du mehr über Daunen, Schafwolle und Kunstfasern aus verantwortungsvollen Quellen und Produktionen und wo Du weiterführende Informationen darüber bekommst.

Daunen als Naturprodukt aus verantwortungsvoller Haltung

Die Daunen und Federn für Daunenschlafsäcke oder Daunenjacken sind Naturprodukte und kommen ursprünglich von lebenden Tieren. Bei der Entscheidung für ein Daunenprodukt solltest Du Dir dessen bewusst sein. Wähle bewusst, von welchem Hersteller Du Deinen Schlafsack beziehst und welche Standards der Hersteller für die Produktion hat. Achte auf die Herkunft der Daunen und Federn und deren Kennzeichnung, ob sie aus einer „ethisch vertretbaren Produktion“ stammen.

Das bedeutet: Wurde der Tierschutz bei der Aufzucht, der Haltung und der Schlachtung eingehalten? Wurde die Vermeidung von Umweltverschmutzung bei der Aufarbeitung der Daunen gewahrt? Bei der bewussten Auswahl Deines Outdoor-Produktes hilfst auch Du mit, dass z. B. das Rupfen lebender Tiere oder Stopfmast verringert wird. Die Daunen und Federn dieser Hersteller kommen ausschließlich von toten Tieren und sind ein Nebenprodukt der Lebensmittelherstellung. Verantwortungsvolle Hersteller stellen auch die Rückverfolgung der Lieferkette bei Daunenprodukten zu Verfügung.

Gans am See
Daunen als Naturprodukt aus verantwortungsvollen Quellen heißt auch keine Stopfmast oder Lebendrupf der Gänse und Enten

Viele Hersteller greifen auf Daunen zurück, die in der Fleischindustrie als „Abfallprodukt“ entstehen. Wie Leder, sind auch Daunen ein Produkt der Tiere, die für die Lebensmittelindustrie gehalten und geschlachtet werden. Oft bedeutet das vor allem für die Gänse selbst aber kein gutes Leben und mitunter ein qualvoller Tod.

Sie werden durch Stopfmast gemästet, damit sie schnell an Fleischmasse zunehmen und haben eine geringe Lebensdauer. Werden die Daunen nicht beim „Totrupf“ (nach der Schlachtung) entfernt, erfolgt der „Lebendrupf“. Hierbei wird vor allem in riesigen Mastställen nicht auf die individuelle Mauserphase jedes einzelnen Tieres geachtet. Somit erleiden sie Schmerzen beim Rupfen oder andere Verletzungen beim groben Umgang mit ihnen.

Hersteller, welche verantwortungsvoll handeln, können sich mithilfe der internationalen NGO Textile Exchange das Zertifikat „Responsible Down Standard“ (RDS) für die ethisch einwandfreie Gewinnung von Daunen bei unabhängigen Zertifizierungsstellen erarbeiten.

Ebenso gilt der Global Tracable Down Standard (Global TDS) der führenden Zertifizierungsorganisation National Sanitation Foundation (NSF) als die strengste Zertifizierung für nachhaltig gewonnene Daunen. Die wurde vom Traceable Down Standard der Outdoor-Firma Patagonia übernommen und weiterentwickelt.

Der Outdoor-Hersteller Mountain Equipment entwickelte den Down Codex für die eigene Herstellung von Daunenprodukten und „stellt Tierschutz, Qualität und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt“.

Aber dennoch. Die Daunen und Federn kommen ursprünglich von lebenden Tieren. Mittlerweile gibt es Projekte für eine recycelte Daunenfüllung, welche gebrauchte Daunen wiederverwertet. Daunen von Matratzen oder Bettwaren werden gereinigt und aufgearbeitet und als Daunenfüllung in Schlafsäcken nochmals verwendet. Der Tierschutz und mögliche Alternativen sollten immer in Betracht gezogen werden. Die Firma Western Mountaineering nutzt sogar Daunen von Gänsefarmen, welche aus Nestern gesammelt wurden. Die Gänse werden laut des Herstellers mit „großzügigen, naturbelassenen Auslaufmöglichkeiten“ zur Zucht aufgezogen und nicht für die Fleischindustrie. Lies hier mehr.

Wolle und Merinowolle von Schafen aus artgerechter Haltung

Wie Daunen und Federn, ist auch Schafwolle ein Naturprodukt und stammt von lebenden Tieren. Auch hier solltest Du Dir dessen bewusst sein. Achte bei der Entscheidung für ein Produkte aus Wolle darauf, von welchem Hersteller Du dieses Produkt beziehst und welche Standards der Hersteller für die Produktion hat. Egal ob Bekliedung aus Merinowolle, Schlafsäcke mit Wollfüllung oder andere Outdoor-Produkte auf Wollebasis. Wichtig hierbei sind die Herkunft der Schafwolle und deren Kennzeichnung. Entscheidend sollte sein, dass der Tierschutz bei der Aufzucht, der Haltung und der Schur gewahrt ist. Ebenso die Vermeidung von Umweltverschmutzung bei der Produktion des Produktes eingehalten wurde.

Schaf auf Wiese
Schafwolle als Naturprodukt aus verantwortungsvollen Quellen bedeutet vor allem die Einhaltung des Tierwohls ohne Mulsing

Bei Wolle ist vor allem das Thema „Mulesing“, auch „Schwanz-Docking“ genannt, ein wichtiges Thema. Den Lämmern wird ohne Betäubung oder Schmerzmitteln die Haut um den Schwanz entfernt, damit sich in den Falten eine spezielle Fliegenmade nicht einnisten kann. Außerdem wird ihnen der Schwanz kupiert. Es bleiben offene, blutende und stark schmerzende Wunden zurück, die nicht behandelt weiter werden.

Diese Praktik wird vor allem in Australien durchgeführt. In Europa, sowie Neuseeland, Patagonien, Uruguay und Südafrika ist Musling verboten. Die Fliegenart ist hier auch nicht heimisch. Bei der bewussten Auswahl Deines Schlafsacks hilfst Du mit, dass z. B. das Mulsing der Schafe verringert und verhindert wird.

Verantwortungsvolle Hersteller achten bei der Beschaffung der Wolle und bei ihrer Produktion auf Tierschutz und Qualität und berufen sich auf standardisierte Gütesiegel. Im Bereich der Merinowolle sind das ZQ-Siegel der New Zealand Merino Company und das BEST-Siegel des Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) zwei Beispiele. Der hauseigene Wollstandard „Ortovox Wool Promise“ (OWP) der Firma Ortovox ist ein Beispiel für einen firmeninternen Standard.

Im Bereich der Schurwolle können sich die Hersteller mithilfe der internationalen NGO Textile Exchange das Zertifikat „Responsible Wool Standard“ (RWS) für die ethisch einwandfreie Gewinnung von Wolle bei unabhängigen Zertifizierungsstellen erarbeiten. Auch das Global Organic Textile Standard, kurz GOTS-Zertifikat, gibt Dir Aufschluss über ökologische und soziale Kriterien sowie über Produktionsketten von Herstellern, die GOTS-zertifiert sind. Die Schafwolle dieser Hersteller kommt ausschließlich von Tieren, die nicht unter dem Mulesing leiden müssen.

Mittlerweile gibt es auch Firmen, die recycelte Wolle für ihre Produkte nutzen. Um der Umweltbelastung durch die Produktion von Wolle aufgrund von großen Weideflächen für Schafe, intensiver Wassernutzung für die Aufarbeitung der Fasern und dem Einsatz von Chemikalien entgegenzuwirken. Vaude und Patagonia sind nur zwei Beispiele von Herstellern, die auf recycelte Wolle setzen.

Kunstfasern aus verantwortungsvoller Produktion

Die Herstellung der Kunstfasern ist ein umweltbelastendes Problem. Die verschiedenen Synthetikfasern werden nicht aus nachwachsenden Naturfasern, wie Baumwolle, Wolle oder Holz gewonnen. Das Ausgangsprodukt ist meist Erdöl, welches zu Polyester oder anderen Kunstfasern verarbeitet wird. Außerdem entsteht bei der Nutzung sowie Pflege von Schlafsäcken (und Textilien) aus Polyester Mikroplastik. Dieses gelangt z. B. durch Abrieb oder das Waschen mit der Waschmaschine in die Umwelt. Mikroplastik sind kleinste Plastikteilchen, welche ungefiltert in unsere Umwelt gelangen.

Da Mikroplastik synthetisch hergestellt wird, ist es biologisch nicht abbaubar. Zwar zerfallen die winzigen Teilchen in noch kleinere Teilchen (aus mikro wird nano), aber endgültig verschwinden sie aus der Umwelt nicht. Der Abbauprozess dauert enorm lange. Plastik und dessen Entsorgung sind schlichtweg ein riesiges Problem in allen Lebenslagen.

Recycelte Kunststoffe in Schlafsäcken
Es werden immer öfter recycelte Kunststoffe für die Produktion von Schlafsäcken verwendet, um nicht nachwachsende Rohstoffe, wie Erdöl, zu schonen und noch mehr Plastikmüll zu vermeiden

Diese Problematik gibt es aber nicht nur bei reinen Kunstfaserschlafsäcken, sondern bei allen Schlafsäcken, die mit einer Außenhülle aus Kunstfaser hergestellt wurden. Der Produktion von immer mehr Polymeren für Outdoorartikel, wie Polyester, kann man entgegenwirken. So werden immer mehr Hersteller darauf aufmerksam, recycelte Kunststoffe (rPET) zu verwenden oder vorhandene Kunststoffe zu recyceln.

Somit lassen sich die vorhandenen reine Kunststoffe, wie Polyethylenterephtalat (PET), zu neuem Polyester ressourcenschonender verarbeiten. Hersteller, wie Patagonia, Vaude, Jack Wolkfskin oder Mammut setzen auf recycelte Kunststoffe und somit entsteht aus Plastikflaschen, alter Kleidung oder Fischernetzen vielleicht auch Dein neues Outdoor-Produkt, wie ein T-Shirt, Teile Deines Schlafsacks oder Bestandteile Deiner weiteren Outdoor-Ausrüstung.

Ebenso kann man dadurch einer immer größeren Verknappung von nicht nachwachsenden Rohstoffen, wie Erdöl, zuvorkommen. Der Outdoor-Hersteller Vaude erklärt auf seiner Webseite: „Wo es möglich ist, setzen wir bio-basierten Kunststoff aus 62 % Rizinusöl ein.“. Vaude stellt aus Rizinus-Bohnen Rizinusöl her und verwendet es für die Produktion von Fasern für Bekleidung und Kleinteilen aus Kunststoff (z. B. Reißverschlüsse, Schnallen und Haken).

Ob ein Hersteller bei der Produktion neuer oder recycelter Schlafsäcke auf ökologische Standards und verantwortungsvolle Herstellungsverfahren achtet, kannst Du mithilfe der Zertifikate Recycled Claim Standard“ (RCS) und „Global Recycled Standard“ (GRS) herausfinden. Ebenfalls von der NGO Textile Exchange.
Beide Standards beschäftigen sich mit recycelten Materialien und deren Erhöhung in der Herstellung von Produkten. Der GRS verfolgt neben diesem Ziel, auch Richtlinien für die sozialen Arbeitsbedingungen im Unternehmen und umweltrelevante Aspekte, wie Beschränkungen von Chemikalien. Die Rückverfolgbarkeit der recycelten Materialien und eine transparente Produktionskette wird im übergeordneten „Content Claim Standard“ (CCS) realisiert.

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