Allein draußen übernachten - Wie Du Deine Angst im Dunkeln verlierst
Allein draußen übernachten. Die mulmigen Gedanken und unbekannten Antworten auf Fragen, die zwangsläufig aufkommen, wenn die erste oder vielleicht auch schon mehrere Wanderungen mit Übernachtung in freier Natur in Vorbereitung sind. Manchmal ist es schon länger her oder es ist das allererste Mal, dass Du die Nacht allein im Freien oder in Deinem Zelt verbringen wirst. Bauchkribbeln, Aufregung, vielleicht Furcht oder Angst mischen sich in Deine Gedankenwelt.
Wer kennt sie nicht, die Gedanken über die erste Nacht in freier Wildbahn? Über die erste Nacht beim Camping, wenn es rundum stockfinster um Dich ist. Darüber, wie Du allein dort in der Dunkelheit in Deinem Zelt liegst. Darüber, was Du für Geräusche hören wirst, die Dir völlig unbekannt und überraschend sein werden. Deine Gedanken und Fragen sind mit Sicherheit genau dieselben, die sich viele Menschen vor der ersten, langen, unbekannten Nacht in der Natur machen. Sei es eine Nacht im Wald, auf einer Wiese oder auf einem Berg. Nicht jeder kann da ganz locker sagen „Pff...das ist doch Kinderkram!“ Gerade, weil es für die allermeisten ja keine Alltagssituation ist.
Sich zu überwinden eine Nacht im Freien zu verbringen, ohne Licht und ohne Zivilisation, fällt eventuell nicht ganz so leicht. Nein, da schwingt vielleicht auch etwas Unwohlsein, Sorgen oder sogar Angst mit.
Aber das Interesse an den nächtlichen Naturereignissen und die Abenteuerlust ist vermutlich größer, als die Angst vor dem Unbekannten.
Welche Geräusche wird es geben?
Welchen Tieren werde ich begegnen?
Ist es wirklich so still oder laut, wie ich es mir vorstelle?
Tipps, wie Du Deine Angst im Dunkeln verlierst
Eine lange Wanderung oder Trekkingtour beinhaltet meist auch das Camping. Wird nun das Zelt im Nirgendwo aufgeschlagen oder auf einem Campingplatz. Es bleibt dabei - die Nacht in der Dunkelheit in freier Natur zu erleben, ist für jede/n einzelne/n eine andere Herausforderung.
Falls Du nach Deiner Wanderung nicht völlig fertig in Deinen Schlafsack fällst und sofort einschläfst, sondern noch hellwach und etwas beunruhigt mit gespitzten Ohren in die Nacht lauschst und Dir diese Fragen stellst:
Was wird da draußen nachts um mich herumschleichen?
Was ist, wenn mich die Angst in der Dunkelheit überkommt?
Wie kann ich mich am besten ablenken?
Dann gibt es hier Tipps für Dein nächtliches Abenteuer im Freien und wie Du Deine Bedenken oder Ängste überwinden und Dich auf Deine erste Nacht in der Natur vorbereiten kannst. Denn die Nacht draußen zu verbringen ist ein ganz besonderes Gefühl!
Suche einen für Dich passenden Platz
Ganz wichtig ist es, dass Du Dich wohlfühlst bei Deiner (ersten) Nacht in freier Umgebung. Höre bei der Auswahl Deines Nachtlagerns auf Deine innere Stimme und Dein Bauchgefühl. Findest Du einen Platz eher unheimlich, zu dunkel, nicht sicher oder einfach nicht gemütlich, dann suche weiter. Es kann auch sein, dass Du schon an Deinem perfekten Plätzchen vorbeigekommen bist. Merk Dir am besten die Stelle, die Dir gut gefällt und kehre zurück, wenn Du keine bessere findest.
Erkunde die Gegend vor Einbruch der Nacht
Es ist immer gut, die Umgebung zu erkunden und kennenzulernen, gerade wenn Du das erste Mal dort bist. Mach Dich vertraut mit den Wegen, die zu Deinem Nachtquartier führen. Mit der Flora, die sich um Dich herum befindet. Sind es viele Bäume, gibt es Wasserläufe in der Nähe, gibt es einen Wald an der Wiese oder Freiflächen und Berge. Für das Verständnis vom Nachtleben des Geländes und seiner Bewohner um Dich herum, wird Dir eine Erkundung helfen unbekannte Geräusche im Dunklen besser zu orten und zu verstehen.
Nutze Deine Sinne
Nutze Deine Sinne und fokussiere Dich auf Deine Umgebung und all die spannenden Dinge, die dort auf Dich warten. Genau wie am Tage, kannst Du auch in der Nacht Deine Sinne einsetzen, um den Raum um Dich herum näher kennenzulernen.
- Höre die Rufe und Stimmen der Tiere und das Rascheln der Bäume und Pflanzen.
- Sehe in der Dunkelheit, indem Du versuchst Deine Augen an sie zu gewöhnen und ohne oder mit möglichst wenig Licht auszukommen. Wenn Du Licht benötigst, dann möglichst Rotlicht oder Grünlicht, um kein Tier zu stören.
- Rieche den Boden, die Luft und die Pflanzen. Solltest Du einen unangenehmen Geruch wahrnehmen, kann sich u.U. in der Nähe Aas befinden.
- Bewege und verhalte Dich leise und ruhig, um keine Tiere aufzuschrecken oder zu stören.
- Präge Dir diesen besonderen Ort und seine Kleinigkeiten ein, denn hier wirst Du Deine Nachtruhe verbringen.
Mach Dir bewusst, wer um Dich herum lebt
Je nachdem in welchem Naturraum Du Dich zur Nachtruhe bettest, gibt es dort natürlich auch die verschiedensten Lebewesen um Dich herum. Die Vielfalt ist groß und reicht von Insekten, Mäusen, Vögeln, Eichhörnchen, über andere Kleinst- und Kleintiere, bis hin zu großen Säugetieren, wie z.B. Damwild, Rotwild, Schafen oder Wildschweinen. Je nach Land sogar Wölfe, Bären oder andere Tierarten.
Teilweise sind dies dämmerungs- und nachtaktive Tiere. Diese Tiere machen natürlich, je nach Tageszeit und Aktivität, verschiedenste Geräusche. Ein Knistern im Laub, ein Brechen der Zweige auf dem Waldboden oder das Rascheln in den Bäumen. Solch unbekannte Geräusche können einem schon einen ziemlichen Schrecken einjagen. Wenn Du Dich aber diesem Abenteuer stellst, wirst Du umso glücklicher danach sein.
Mach Dir einfach immer wieder bewusst, dass Du Dich quasi im Wohnzimmer dieser Tiere befindest und Du auf ihrem Sofa nächtigst, während sie selbst noch im Haus sind.
Wusstest Du, dass Mäuse manchmal so laut rascheln, dass Du davon aufwachst?
Vermutlich wirst Du Mäuse eher hören, als sehen. Ein Rascheln verrät die Mäuse meistens, da sie nach Futter suchen und das überall. Somit kann es auch sein, dass sie sich auch mal in Deinem Rucksack umsehen, ob es etwas Leckeres zu holen gibt.
Mäuse sind Allesfresser. Je nachdem, welche Art, fressen sie pflanzliche Nahrung, z. B. Samen, Nüsse, Früchte, Knospen und Pilze. Aber auch tierische Nahrung, wie kleine Insekten, Würmer oder kleine Vögel.
Wusstest Du, dass ein Rehbock bellen kann, wie ein Hund?
Ein undefinierbares, bellendes Geräusch in der Morgendämmerung. Aber ein Hund ist es nicht. Gut, wenn Du vorher weißt was es sein könnte. Ein Rehbock. Meistens sind die Böcke oder die kleine Gruppe sogar noch zu hören, wie sie weitläufig um das Nachtlager herum eilen.
Bei Gefahr bellen Rehböcke zur Warnung ihrer Artgenossen. Dieses Geräusch ist hochinteressant, weil Du es vielleicht nicht erwarten würdest.
Was kannst Du tun, wenn Du Wildschweine in Deinem Nachtlager hörst?
Wildschweine sind dämmerungs- und nachtaktiv und suchen dann besonders gerne ihre Nahrung. Für Wanderer und Camper sind sie tagsüber also eher selten anzutreffen, da sie auch den Kontakt zu Menschen meiden.
Wenn sie Menschen riechen oder sehen, suchen sie meist das Weite. Es sei denn, sie erschrecken sich, fühlen sich bedroht oder wollen ihre Frischlinge beschützen.
Aber auch nachts wirst Du Wildschweine nicht so häufig treffen. Falls doch, dann bleib einfach ruhig liegen und warte bis die Wildschweine wieder weg sind. Manche Camper klatschen in die Hände klatschen oder pfeifen, um die Wildschweine zu vertreiben.
Schalte Deinen Kopf aus
Der beste und effektivste Tipp bei Angst im Dunkeln ist: Schalte Deinen Kopf aus! Manchmal leichter gesagt, als getan. Aber unser Gehirn bringt uns gerne mal auf Irrwege und präsentiert uns genau die Bilder, die wir aus Filmen kennen oder uns in Büchern vorstellen, die in der gleichen Umgebung stattfinden. Szenen aus Horrorfilmen oder Psychothriller-Romanen kommen bei einem Rascheln oder Knistern in der Dunkelheit gerne in den Kopf.
Mitunter können sie dafür Sorgen, die Angst erst so richtig aufkommen zu lassen.
Dann hilft: Ruhig bleiben, tief durchatmen und dem Verstand klarmachen, dass Du Dich weder in einem Horrorfilm, noch in einer Gruselgeschichte befindest.
Wenn Du etwas hörst, was Dich beunruhigt, höre genau hin. Überlege Dir, was es sein könnte. Sei es der Wind in den Blättern oder an Deinen eigenen Zeltwänden, ein Reh auf einem Zweig, die Maus im Unterholz, die Eule im Baum oder Steinschlag in weiter entfernten Bergen.
Für Dein Sicherheitsgefühl
Für Dein Sicherheitsgefühl und aus praktischen Gründen kannst Du Dir einige Dinge ans Kopfende oder griffbereit für die Nacht legen. Eine Stirnlampe, um schnell Licht zu haben, wenn Du es brauchst. Eine Pfeife, falls Du nachts auf Dich aufmerksam machen möchtest. Deine Schuhe, um sie griffbereit zu haben, falls Du sie benötigst.
Kurzer Toilettengang in der Nacht
Wenn es drückt, entferne Dich nicht zu weit von Deiner Schlafstätte. Im Dunkeln wirst Du leichter die Orientierung verlieren, gerade dann, wenn Dir die Gegend unbekannt ist. Vor allem im Winter ist es wichtig, nahe am Zelt oder Camp zu bleiben. Denn dann ist die Gefahr sehr groß, dass Du erfrierst, solltest Du die Orientierung verlieren. Wenn Du schon weißt, Du musst nachts auf die Toilette, kannst Du Dir auch vorab schon eine geeignete Stelle ausgucken, die Du auch in der Dämmerung oder im Dunkeln leicht findest.
Solltest Du Toilettenpapier brauchen, grabe vorher ein ausreichend großes und tiefes Loch (10-15 cm) mit Deinem Schuh und nutze umweltfreundliches Toilettenpapier mit dem „Blauen Engel“ oder am besten gar kein Toilettenpapier. Vor allem aber keine herkömmlichen Taschentücher. Wirf das Papier mit ins Loch und verschließe das Loch wieder. Das Toilettenpapier liegt dann nicht in der Natur herum und wird auch schneller abgebaut, als z. B. herkömmliche Taschentücher. Besser ist es aber, das Papier in einer verschließbaren Tüte wieder mitzunehmen und später in einer Mülltonne zu entsorgen.
Lenke Dich ab
Solltest Du der Natur um Dich herum lauschen und Dir alles etwas unheimlich vorkommen (allerdings braucht es das nicht), dann lenke Dich etwas ab. Bring Dein Gehirn dazu, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, als den letzten Gruselfilm, den Du gesehen hast. Höre Musik oder ein Hörbuch, schau Dir einen Film an oder schreibe Tagebuch. Du wirst sehen, dass Dir das Unbehagen schneller vergeht, als es gekommen ist.
Genieße die Ruhe
Die Natur hat neben vielen anderen wundervollen Dingen auch den großen Vorteil der Stille. Mach Dich dieser Stille bewusst, die Du im Alltag so wahrscheinlich nicht vorfinden kannst. Zumindest nicht dann, wenn Du nicht irgendwo abgelegen von der Zivilisation wohnst. Genieße die Ruhe und tank neue Energie für Körper und Geist. Du wirst schnell merken, dass es keinen Grund gibt Sorgen oder Ängste zu haben. Denn draußen zu schlafen, birgt oft weniger Gefahren, als dort, wo viele Menschen zusammen kommen. Wenn es dunkel ist, wird Dich auch niemand an Deinem Schlafplatz vermuten oder sehen.
Versuche Dich zu entspannen und den Moment zu genießen
Eine Nacht draußen ist etwas Besonderes und Du erlebst das womöglich nicht jeden Tag. Somit ist es nichts Alltägliches, sondern etwas ganz Neues. Du kannst in einer neuen Umgebung, außerhalb Deiner vier Wände, den Sonnenuntergang und Sonnenaufgang genießen. Dir den Sternenhimmel ganz genau ansehen. Die ganze Nacht, wenn Du möchtest.
Erleben, was eigentlich draußen passiert, wenn das Tageslicht vorübergeht. Und natürlich auch Dich von einer anderen Seite kennenlernen und die berühmte Komfortzone verlassen und Deine Grenzen austesten.
Üben im Garten oder auf dem Balkon
Hast Du sehr große Bedenken, was Dich draußen in der Nacht erwarten kann, dann übe doch einfach schon einmal vorab den Ernstfall. Schnapp Dir Zelt, Isomatte und Schlafsack und mach Dir eine gemütliche Probenacht in Deinem Garten oder auf Deinem Balkon. So hast Du die Sicherheit Deines Zuhauses um Dich herum und kannst befreit in die Nacht hinein lauschen. Der zweite Vorteil: Du kannst in Ruhe Deine Ausrüstung und Packliste testen und anschließend optimieren.
Suche Dir vorab Gesellschaft
Falls Du trotz all dieser Tipps noch immer Bedenken oder Sorgen vor einer Nacht im Freien hast, Dich nicht allein traust, aber es unbedingt mal ausprobieren willst, dann suche Dir einen Gute-Nacht-Buddy. Frage einen Freund oder Freundin, Deinen Partner oder Partnerin oder ein Familienmitglied, ob diese nicht Lust hätten, Dich zu begleiten.