Wandern durch die Wildnis Brandenburgs - Von Wölsickendorf nach Wriezen
Durch die Wildnis Brandenburgs wanderst Du auf der dritten und letzten Etappe des Oderlandweges 21 Kilometer von Wölsickendorf nach Wriezen durch eindrucksvolle Abschnitte des Fernwanderweges. Deine Wanderung führt Dich durch märchenhafte Wälder der Wildnis Brandenburgs, vorbei am sagenumwobenen Baasee und durch die naturbelassenen Biesdorfer Kehlen.
Der Wanderweg folgt in Wölsickendorf immer der Hauptstraße durch das beschauliche Dorf, bis sie den Ort über eine geteerte Straße mit einer schönen Allee verlässt. Diese Straße geht dann in die Dorfstraße über und führt Dich durch Wollenberg, ein weiterer idyllischer und ruhiger Ort auf dem Oderlandweg.
Nach Wollenberg wanderst Du am Rande des Ortes Rädekow durch lichte Mischwälder, bis Du wieder tiefer in den Freienwalder Forst gelangst. Dich begleiten moosbewachsene Bäume, das Rauschen der Blätter und sonst eine sanfte Stille.
Nach ungefähr sechs Kilometern auf dem Oderlandweg gelangst Du auf den Teller. Hier steht die recht imposante Schutzhütte „Hütte am Teller“ mitten im Wald, die zur Einkehr einlädt. Du kannst in der Hütte und davor auf uralten Baumstämmen sitzen. Von hier ist es jedoch nicht weit bis zum ersten Highlight dieser Etappe - dem Baasee.
Der Oderlandweg schlängelt sich circa zwei Kilometer weiter durch den lichten Mischwald mit für das eher flache Brandenburg teils beeindruckenden Abhängen und Hügeln links und rechts des Wanderweges.
Bald befindest Du Dich im Gebiet des Baasees und des Baaseesmoores. Die Wanderung führt Dich vorbei am „Dendrologischen Lehrpfad“, ein Wanderweg durch die verschiedenen exotischen Bäume, die hier Ende des 19. Jahrhunderts für Versuche der Verwendbarkeit für die preußische Forstwirtschaft gepflanzt wurden. Zwischen den vielen einheimischen Bäumen sind diese jedoch nicht leicht zu finden. Neben nordamerikanischen Douglasien und Purpur-Tannen, findest Du auch japanische Magnolien und Scheinzypressen (aus Nordamerika und Ostasien). Mit 48,20 Metern findest Du hier eine der höchsten Douglasien Brandenburgs. Auch Riesenlebensbäume und wilde Orchideen gibt es am Baasee.
Nun wanderst Du dem sagenumwobenen Baasee entgegen, der Dir schon von Weitem blau-grün entgegen glitzert. Er liegt geheimnisvoll im Wald und wird umsäumt von Fichten und anderen Bäumen. Die höchste Esche Brandenburgs, mit 42,50 Metern, ist ebenfalls hier zu finden. Zum Baden ist er allerdings nicht geeignet. Ob das an der Wassernix-Sage liegt?
Der Baasee ist ursprünglich in der Weichsel-Eiszeit vor 12000 Jahren entstanden. Wie die Seen im Gamengrund ist auch der Baasee durch das Abschmelzen eines riesigen Toteisblocks entstanden. Er formte eine Senke und diese wurde im Laufe der Zeit mit Wasser gefüllt.
Der mystische Baasee, inmitten des dichten Mischwaldes, hält Sagen und Legenden bereit, z.B. „Der weiße Wassernix am Baasee" oder „Die versunkene Kapelle im Baasee".
„Der weiße Wassernix“ soll der Geist eines bösen Raubritters gewesen sein, der von einem gequälten Bauern erschlagen wurde. Der Ritter sucht nun im Baasee nach den Nachkommen des Bauern und sollte einer von ihnen dort baden, wird ihn der Wassernix hinunter ziehen und das Blut aus dem Herzen saugen.
Noch heute wird der See als Badesee gemieden!
Eine andere Legende erzählt über „Die versunkene Kapelle im Baasee". Die schöne Köhlertochter Ilse verliebte sich unsterblich in den jungen Ritter der nahen Sonnenburg. Auch er liebte sie und verprach in der kleinen Kapelle am Baasee vor dem Marienbild, sie zur Frau zu nehmen.
Doch er brach sein Versprechen und nahm stattdessen das reiche Edelfräulein des Schlosses Werbellin zur Gemahlin. An ihrem Hochzeitstag zog die Hochzeitsgesellschaft in die kleine Kapelle am Baasee ein. Ein schweres Gewitter zog auf, ein Blitz schlug in die Kapelle ein, ließ sie in Flammen aufgehen und der ruhige Baasee schäumte auf und seine Wellen vergruben alles in seiner Tiefe. Ilse, die vor Trauer auf dem Wege zusammenbrach, wurde von den Waldelfen gerettet und zu ihrer Königin ernannt.
In sternklaren Nächten ist sie noch heute tanzend am Ufer des Baasees zu sehen und aus seiner Tiefe erklingen leise die Glocken der kleinen Kapelle!
Ebenso schön wie der Baasee selbst ist das nahe gelegene Baaseemoor. Es wird als Kesselmoor bezeichnet, welches ebenfalls eine Jungmoränenlandschaft darstellt und in der Weichsel-Eiszeit entstanden ist. Das Baaseemoor und der Baasee haben einen Höhenunterschied von sieben Metern.
Im Moor hat sich eine üppige, ans Moor angepasste Vegetation entwickelt. Hier sind Torfmoos, Frauenhaarmoos, Sumpfporst (eine Rhododendronart) und die Moosbeere beheimatet. Der Moorfrosch lebt hier ebenfalls und ist ein fünf bis acht Zentimeter hell- bis rotbraun gefärbter Froschlurch.
Der Oderlandweg führt Dich nun einmal um den Baasee herum und Du wanderst weiter durch den grünen Wald, vorbei am See Fenn, durch den kleinen Ort Sonnenburg mit seinem Schloss. Du erreichst Franzenhof und entlang von grünen Wiesen und Feldern kreuzt vielleicht das ein oder andere Reh Deinen Wanderweg.
Du biegst schließlich kurz vor Biesdorf nach links in Richtung nächstes Highlight des Oderlandweges ein, die Biesdorfer Kehlen.
Die Biesdorfer Kehlen sind ein Gebiet mit besonderen Trockenrasenflächen und Mooren mit bedeutenden Pflanzenarten und Tieren wie Amphibien, Reptilien, Säugetieren und Vögeln. Beispiele sind der seltene Wiedehopf oder Eisvogel sowie die Sumpfschildkröte.
Als Kehlen werden sogenannte „Quertäler“ bezeichnet, welche kurze Vertiefungen in einem Haupttal darstellen. Sie bestehen aus Bodenschichten, welche in verschiedenen eiszeitlichen Abschnitten entstanden sind und gehören zur Barnimer Hochfläche am Rande des Oderbruchs, wie auch die Hutelandschaft Altranft-Sonnenburg.
Die Biesdorfer Kehlen werden umrahmt von saftig grünem Gras und kleinen bewaldeten Hügeln. Die besonders schöne Landschaft lädt zum Verweilen ein und bietet eine interessante Abwechslung zum vorherigen Waldgebiet der Etappe.
Nach dem Durchwandern des circa zwei Kilometer langen Naturschutzgebietes Biesdorfer Kehlen hast Du nach weiteren 1,5 Kilometern das Ende des Oderlandweges erreicht.
Zu guter Letzt wanderst Du noch am Wriezener Waldbad vorbei. Hier kannst Du kostenlos baden gehen oder Dich auch einfach nur ins Gras legen und Deine Beine ausruhen. Am Ausgangspunkt, dem Stadtsee angelangt, entlässt Dich die Brandenburger Wildnis mit einem Lächeln in Richtung nach Hause.
Karte und Streckenverlauf des Wanderweges
Unterkünfte und Übernachtungen
Auch auf dieser Etappe gibt es nur wenige Unterkünfte.
In Wollenberg befindet sich die Ferienwohnung „Villa Kunterbunt“ sowie die Unterkunft „Idyllisches Ferienhaus in ruhiger Lage“.
Nach weiteren sechs Kilometern findest Du in Haselberg die Ferienwohnungen „Brennerei Haselberg“ und die Ferienwohungen „Im alten Backhaus“ sowie die „Ferienwohnungen Oderbruch am Gutshof Haselberg“. Haselberg ist ungefähr 2,5 Kilometer vom Oderlandweg entfernt.
In Wriezen findest Du wieder mehrere Pensionen, z.B. „Pension am Radweg“ oder „Pension zur Feldklause“ unweit des Endpunktes des Oderlandweges.
Es gibt auch auf dieser Etappe des Oderlandweges leider keine Campingplätze.
Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten
Auch auf dieser Etappe befinden sich keine Supermärkte und es gibt auch keine Möglichkeit, Dein Wasser aufzufüllen, außer in Wriezen oder an der Waldschänke am Baasee.
In Haselberg findest Du das Hofcafé Haselberg, welches aber nur am Wochenende geöffnet ist (2,5 Kilometer vom Oderlandweg).
„Die Waldschänke am Baasee“ ist eine uriges Original und eine abwechslungsreiche Einkehrmöglichkeit mitten im Wald. Die Waldschenke ist von Donnerstag bis Sonntag ab mittags geöffnet. Danach bietet sich ein Verdauungsspaziergang um den Baasee an.
In Wriezen findest Du dann wieder genug Möglichkeiten zur Versorgung, z.B. Gaststätten, Cafés, Lebensmittelläden, Supermärkte und eine Tankstelle.
Transportmöglichkeiten zum Wanderweg
Der Zug RB60 der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) fährt nach Wriezen, Altranft, Bad Freienwalde und Falkenberg/Mark von Frankfurt (Oder) oder Eberswalde aus.
In Frankfurt (RE1) und Eberswalde (RE3 und RB24) hast Du Anschluss nach Berlin.
In Werneuchen hast Du mit dem RB25 eine Verbindung zum S-Bahnhof Ostkreuz in Berlin.
In Wölsickendorf und Wollenberg fährt der Bus 887 nach Bad Freienwalde oder Werneuchen. Hier hast Du Anschluss an Züge oder Busse nach Bad Freienwalde, Eberswalde, Bernau und Berlin.
Rädekow und Haselberg durchquert die Buslinie 885 nach Bad Freienwalde und Wriezen.
In Wriezen hast Du mehrere Busverbindungen in die umliegenden Orte.
Die Fahrpläne gibt es bei der Barnimer Busgesellschaft (BBG) und bei Märkisch-Oderland Bus (mobus).
Angrenzende Wanderwege und Sehenwüdigkeiten in der Nähe
Der „Dendrologische Lehrpfad“ am Baasee führt Dich, wie oben erwähnt, durch eine forstwirtschaftliche Versuchsfläche mit fremdländischen Baumarten. Der Lehrpfad beginnt einige Meter hinter der Waldschänke auf der westlichen Seite des Sees und schlängelt sich einige Treppen hinauf zur Lehrpfadhütte und um den Baasee herum. Im Sommer ist der Pfad eventuell etwas zugewachsen und Du solltest auf Zecken Acht geben. Zur Sicherheit solltest Du immer einen Zeckenhebel oder eine Pinzette für eine schnelle Entfernung dabei haben.
Der Naturpark Märkische Schweiz ist der älteste Naturpark Brandenburgs und beheimatet Mischwälder, Seen und zahlreiche Kehlen, die schon Theodor Fontane und Bertholt Brecht ins Träumen geraten ließen. Hier kannst Du viele Wanderungen unternehmen und Ruhe und Entspannung finden.